AWO Schalksmühle
Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ortsverein Schalksmühle


Meine Vorstandsarbeit

Ich möchte diese Seite dazu nutzen, um ein wenig Einblick in meine Vorstandsarbeit zu geben. Vieles davon sieht man ja gar nicht, sodass Außenstehende denken könnten: »Das ist ja nur einmal im Monat Gäste beim Frühstück begrüßen. Das kann ich auch.«

Es kommt immer wieder vor, dass mich im Laufe eines Tages Anrufe erreichen. Teilweise sind das Menschen, die eine Information haben wollen. Zum Teil sind das aber auch Anrufe von der Gemeinde, vom Unterbezirk, vom Kreisverband oder von der Liftfirma. Manchmal kommen diese „Kontaktaufnahmen“ per Mail, was natürlich besser ist, weil ich mich dann darum kümmern kann, wenn ich Zeit habe. Telefonate erreichen mich oft während der Arbeitszeit.

Bei vielen Telefonaten bin ich gar nicht der richtige Ansprechpartner. Trotzdem muss ich mich freundlich und höflich um die Sache kümmern. Da war zum Beispiel ein Anrufer, der sein Kind bei mir anmelden wollte, damit es zur Schule gehen konnte. Er wusste nur, dass die OGS eine AWO-Einrichtung ist, googelte „AWO Schalksmühle“ und landete bei mir.

Höflich und freundlich versuchte ich zu erklären, dass der Ortsverein eine eigene Einrichtung ist und nichts mit der OGS zu tun hat. Ich lotste ihn dann – weil ich die Kontaktdaten auch nicht im Kopf habe – auf unserer Internetseite auf die Kontaktseite „AWO regional“, wo ich Kontaktdaten aufgelistet habe.

Mailauszug Mailauszug

In einem anderen Fall beschwerte sich eine Mutter per Mail bei mir, dass die OGS nicht genug Schüler aufnehmen kann. Ich sollte dafür sorgen, dass das geändert würde und sollte ihr schreiben, welche Unterstützung ich von den Eltern dafür bräuchte…

Eine andere Frau wollte von mir Informationen über „Mutter-Kind-Kuren“ und sich bei mir anmelden, wieder eine andere forderte unser aktuelles Programmheft. 

Ich hatte sogar schon eine Anfrage nach Geld, die ich dann in den Vorstand reichte. Als Arbeiterwohlfahrt sollten wir einer Familie die Renovierung eines Zimmers finanzieren. Da schon wieder Nachwuchs angekommen war, war ein Kinderzimmer nötig, das von der arbeitslosen, mehrköpfigen Familie nicht bezahlt werden konnte. 

Alles Sachen, um die ich mich als Vorsitzender ganz nebenbei kümmern muss.


Wie bin ich eigentlich Vorsitzender geworden?

2013 wurde ich Mitglied, weil ein Schriftführer gebraucht wurde. Bei den Vorstandswahlen wurde ich dann auch prompt einstimmig zum Schriftführer gewählt. 2015 wurde ich von meiner Vorgängerin gefragt, ob ich Vorsitzender werden möchte. Sie wollte aus Gesundheitsgründen das Amt nicht mehr weiterführen, sondern sich nur noch um das Amt der Kassiererin kümmern. 

Das war verlockend. Ich hatte keine Ahnung von den Aufgaben eines Vorsitzenden, hätte aber jemanden, auf den ich hätte zurückgreifen können, wenn ich nicht mehr weitergewusst hätte. Schließlich hatte meine Vorgängerin über 22 Jahre das Amt der Vorsitzenden inne.

Doch ich lehnte ab. Erstens hatte ich schon genug andere Funktionen und Arbeitskreise außerhalb der AWO, in denen ich tätig war. Zweitens konnte ich mir nicht vorstellen, dass meine Vorgängerin mich einfach schalten und walten ließ, wie es mir in den Kram passte. Ich befürchtete, dass sie im Hintergrund dann trotzdem den Verein lenken würde, wie sie es für richtig hielt und vielleicht sogar meine Entscheidungen aufheben würde. Außerdem ging ich davon aus, dass die anderen mich als Vorsitzenden nicht akzeptieren würden, wenn meine Vorgängerin noch im Verein wäre.

Als ich ablehnte, meinte sie, ich solle mir das noch einmal überlegen, sie wolle das Amt in jüngere Hände geben und ich wäre der Richtige für dieses Amt. Bis zu den Wahlen wäre ja noch Zeit. 

Wir hatten zwar nie darüber gesprochen, aber ich ging davon aus, dass sie die Jubiläumsfeier im April 2016 noch als Vorsitzende leiten wollte – immerhin hatte sie die Hälfte dieser Zeit als Vorsitzende verbracht – und in der danach stattfindenden Jahreshauptversammlung nicht mehr antreten würde. Trotzdem wollte ich nicht.

Doch das Schicksal entschied anders. Im Dezember erkrankte sie und verstarb bereits im Januar. Nun war guter Rat teuer. Denn sie hatte neben dem Amt der Vorsitzenden auch noch kommissarisch das Amt der Kassiererin inne, sodass wir finanziell handlungsunfähig waren. Nun stürzten alle auf mich ein. Ich musste mich mit dem Unterbezirk, mit dem Kreisverband und mit der Sparkasse auseinandersetzen, wie wir nun weiter verfahren. Es waren noch rückständige Mitgliedsbeiträge abzubuchen und keine andere Person hatte Zugriff aufs Onlinebanking. Zum Jahreswechsel ist außerdem der Kassenbericht, der sogenannte „Jahresabschluss“, fällig. Mit viel Mühe, viel Verspätung und der Hilfe des Sohns meiner Vorgängerin, konnte ich die Unterlagen an den Unterbezirk schicken.

Ich bekam zwar alles irgendwie geregelt und organisierte kurzfristig eine Jahreshauptversammlung, aber das war als Schriftführer gar nicht meine Aufgabe. Eigentlich hätte hier die zweite Vorsitzende tätig werden müssen. Doch die ließ mich machen und unterschrieb nur, was ich ihr hinlegte. Ich berief sogar Sitzungen ein und gab der zweiten Vorsitzenden vorher ein, was sie sagen sollte.

Als es um den neuen Vorstand ging, sagte ich ihr, dass sie ja nun die erste Vorsitzende würde. Doch das wollte sie nicht, sie wollte zweite Vorsitzende bleiben. Man drängte mir das Amt des ersten Vorsitzenden auf. Kurz war sogar im Gespräch, dass vom Stadtmarketingverein jemand den Vorsitzenden stellt und ich nur im Hintergrund agieren sollte, wie ein Geschäftsführer. 

Jubiläumsfeier Ehrung der Jubilare

Das wollte ich aber auch nicht. Darum stellte ich mich der Aufgabe und wurde auf der Jahreshauptversammlung einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Daraufhin gab ich fast alle anderen Ämter und Gruppen außerhalb der AWO auf. Dann kam meine erste große Bewährungsprobe. Ich musste die Jubiläumsfeier organisieren und durch sie hindurchführen.

Ich hatte mir noch keine Gedanken gemacht, wie ich meine Rolle ausfüllen wollte. Ich wollte nicht in die Fußstapfen meiner Vorgängerin treten, denn eine Kopie ist nie so gut wie das Original. Nach unserer Feier kehrte etwas Ruhe ein, sodass ich mich dann mit dieser Frage beschäftigen konnte. Auf einer Veranstaltung lernte ich einen Vorsitzenden eines Hagener Ortsvereins kennen. Dieser führte nicht nur sehr diktatorisch, sondern durch seine tiefe und laute Stimme, erinnerte es eher an einen Kasernenton. Er gab auch offen zu, dass es hin und wieder einer sehr harten und groben Aussprache bedürfe, wenn einer nicht so spurt, wie er das will. 

Er war für mich das Negativbeispiel eines Vorsitzenden. So sollte man noch nicht einmal mit seinen Mitarbeitern umgehen, geschweige denn mit Menschen, die ehrenamtlich „für einen tätig“ sind. 

Auch meine Vorgängerin, handelte eher diktatorisch. Der Umgangston war zwar meist in Ordnung, aber sie sagte klar, wo es langging, und ließ nur wenig Widerstand zu. 

Das wollte ich nicht. Ich beschloss den kooperativen Führungsstil, den ich in der Firma erfolgreich nutzte, auch hier zu nutzen. Denn für mich war der Vorstand ein demokratisches Gremium, bei dem ich als Vorsitzender auch mal überstimmt werden konnte.

Vielleicht war genau das unser Problem. Kamen die anderen mit dem Wechsel des Führungsstils nicht klar? Oder lag es daran, dass sie sich von einem Jüngeren nichts sagen lassen wollten? Jedenfalls gab es von Anfang an Probleme. Es schien, als würde ich nicht ernst genommen. 2016 ging es noch, da war ich mehr mit dem „wie geht das“ beschäftigt, aber 2017 musste ich mich zum ersten Mal behaupten. 

Der Ton verschärfte sich und das Klima wurde rauer. Es kam immer öfter vor, dass ich mich durchsetzen musste. Anfang 2017 traf mich zuerst noch eine „Altlast“. Es meldete sich telefonisch der Käufer unserer Immobilie. Im Grundbuch war noch ein Nutzungsrecht eingetragen, dass ich austragen lassen sollte… und das am besten heute noch. Er wolle das Haus nächste Woche verkaufen, könne es aber nicht solange der Eintrag nicht gelöscht wäre. Ich sagte, dass ich mich sofort darum kümmere, mich aber selbst erst informieren müsste, weil meinen Informationen nach alles „abgewickelt“ worden sei.

So wälzte ich einen Samstag und einen Sonntag Aktenordner um Aktenordner aus dem Nachlass meiner Vorgängerin. Ihr Sohn hatte mir letztes Jahr zwei oder drei Kisten gebracht. Bis jetzt hatte ich mich aber noch nicht damit beschäftigt.

Ich fand Unterlagen aus denen hervorging, dass wir früher schon häufiger Streit mit dieser Familie hatten und einen weiteren wollte ich unbedingt verhindern. Vom vielen Lesen, der teilweise schlecht lesbaren Akten, bekam ich Kopfschmerzen und mir taten die Augen weh. Ich fand überflüssiges, wie Berichte von Tagesfahrten, die wir vor vielen Jahren mal machten, uralte Rechnungen von Wolle und Deko-Artikeln und diverse Protokolle, sowohl von Ortsvereinssitzungen als auch von Sitzungen auf Kreisebene. Es waren aber auch – meiner Meinung nach – wichtige Unterlagen dabei. Ich beschloss diese beizeiten nach und nach einzuscannen.

Alles, was ich von unserer Immobilie fand scannte ich ein sofort ein und schickte es per Mail nach Hagen, mit der Bitte um rasche Klärung. Wie eilig das war, zeigte sich montags. Denn da rief mich bereits der Notar an und drängte mich zu ihm zu kommen. Nur mit Mühe gelang es mir ihm zu erklären, dass ich als Ortsvereinsvorsitzender der falsche Ansprechpartner bin. So etwas darf nur der Unterbezirk. Erst als ich ihm die Kontaktdaten der Geschäftsführung gab, hatte ich meine Ruhe. Ich habe danach nie wieder davon gehört.

Zu diesem Chaos kam unser erster Aktionstag, bei dem es dann das erste Mal krachte. 2018 war es wieder etwas ruhiger, aber es knirschte auch hier und ich musste sehen, dass ich mich nicht durch die Provokationen aus der Reserve locken ließ.

Aller Vorsicht zum Trotz krachte es 2019 zum zweiten und zum dritten Mal. Auch zwei Versuche es erwachsen zu lösen, indem ich zweimal zu Gesprächen einlud, scheiterten an der Sturheit der Eingeladenen. Man versuchte mir weißzumachen, dass alles in Ordnung sei, obwohl mir hinter vorgehaltener Hand Beschwerden zugetragen wurden. Aber gegen kindisches Verhalten ist man machtlos!

2019 ließ ließ man mich zuerst mit dem Gemeindefest (29.06.2019) ziemlich allein, sodass ich beschloss mich 2020 nicht wieder für das Amt aufstellen zu lassen. Man muss schließlich einsehen, wenn man unerwünscht ist. Nur durch die lange Diskussion mit zwei Personen und Isas Einstieg ins aktive Vorstandsleben, stimmten mich kurz vor der Jahreshauptversammlung 2020 doch noch um. 

Doch vorher, am 20.07.2019, gab es noch einen Konflikt bei unserem Jubiläumsfrühstück. Dieser spitzte sich im Laufe des Jahres immer weiter zu, sodass es zum Jahresende noch einmal heftig krachte, mit der Konsequenz, dass zwei Personen nicht nur ihre Mitarbeit, sondern auch ihre Mitgliedschaft kündigten.

Das war nicht die Lösung, die ich angestrebt hatte, aber es war eine Lösung! Die kindischste, aber gegen kindisches Verhalten ist man nun mal machtlos. 

Nun hoffte ich, dass 2020 endlich Ruhe einkehren würde. Doch kurz nach der Wiederwahl zwang mich ein grober, rücksichts- und respektloser Ton, der mehrfach mir gegenüber angeschlagen wurde, eine E-Mail zum Thema „Respekt“ zu verfassen und an die Vorstandsmitglieder zu schicken. Ich erklärte in dieser Mail, wie ich mir respektvollen Umgang miteinander vorstelle und dass ich darauf bestehe, dass jeder respektvoll mit jedem umzugehen hat… zumindest, solange ich Vorsitzender war. Danach beruhigte sich das Klima etwas, blieb aber angespannt.

2021 war es etwas ruhiger, aber auch eisiger. Vielleicht war das auch der Pandemie geschuldet. Ende des Jahres, als die Kontaktbeschränkungen weitestgehend aufgehoben wurden, spannte sich der Bogen wieder etwas an. Anfang 2022 gab es dann auf einer Vorstandssitzung eine erneute Auseinandersetzung. Diese bezog sich auf unser Familienfest, das alle Beteiligten draußen im Park stattfinden lassen wollten. Zwei Personen meines Teams hätten es lieber im Saal gehabt. Ich war gezwungen, vom kooperativen Führungsstil abzuweichen und diktatorisch festzulegen, dass das Fest im Park stattfinden würde. Scheinbar will man es nicht anders und legt Wert auf „diktatorisch“. Schade!

Für die Zukunft hoffe ich trotzdem, dass solche Machtkämpfe nicht mehr nötig sind! Denn sie zehren an den Kräften und an den Nerven. Wir sind ein Team, sollten an einem Strang ziehen und unsere Kräfte für die Sache – für den Ortsverein – bündeln und einsetzen, und nicht in sinnlosen Konflikten verbrauchen! 

Auf der Jahreshauptversammlung (20.04.2022) hatte ich gesagt, dass wir uns in der Mitte der Amtszeit befinden und dass ich aus gesundheitsgründen eventuell für eine Neuwahl nicht zur Verfügung stehe. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass ich das Amt noch bis zur Neuwahl ausführen werde, denn eine Aufgabe, die ich übernommen habe, führe ich auch zu Ende. Und ich werde das Amt so gut wie möglich ausführen, damit man mir nichts Schlechtes nachsagen kann. 

Es steht jedem frei, sich 2024 für den Vorsitz aufstellen zu lassen. Mein Nachfolger beziehungsweise meine Nachfolgerin kann dann das Amt führen, wie er beziehungsweise sie es für richtig hält, aber bis dahin führe ich das Amt so, wie es für richtig halte.

Ob ich eine weitere Amtszeit machen werde, wird sich im kommenden Jahr zeigen.